Ein Gespräch mit Luisa Frey, die als Au-pair in Spanien lebt.

Ein Jahr ins Ausland nach Spanien. Das war der große Traum von Luisa Frey. Im September 2020 hat sich der Traum erfüllt. Zwischen den Feiertagen durften wir uns mit Luisa zum einem Gespräch treffen. Die Themen: Weihnachten, südländische Spontanität und natürlich Corona.

„Bitte, nicht Madrid!“, das war der Wunsch als Luisa im Sommer letzten Jahres den Brief mit der Zusage für eine Gastfamilie in den Händen hielt. Und doch es wurde Madrid und nicht nur ein Randgebiet oder Vorort, Nein, mitten drin. Hier in der hektischen Großstadt wohnt sie nun bei ihrer Gastfamilie. Ein junges Ehepaar mit drei Kinder, davon ein 4-jähriges Zwillingspärchen, um dass sich Luisa als Au-pair besonders kümmert. Eine Haushälterin komplettiert den siebenköpfigen Haushalt in dem großen Apartmenthaus in der spanischen Hauptstadt. Das sei gar nicht so einfach, vor allem, da man sich in Madrid gerade mit maximal sechs Personen in der Öffentlichkeit Aufhalten darf.

Louisa und ihre Au-pair-Familie

Die Einschränkungen durch die Pandemie haben das Leben in Madrid sehr verändert. Leere Museen, kaum Touristen und vor allem das Nachtleben sei zu erliegen gekommen. Ab 24 Uhr gelte Ausgangssperre. Ein schweres Los für doch er abendaktiven Spanier. Aber im Vergleich zu Deutschland gingen einige Spanier etwas angstloser mit der Pandemie um. In der Familie versuche man den persönlichen Kontakt zu halten, es gäbt viel Besuch und auch mit den Freunden aus der Sprachschule wäre der Umgang (natürlich mit Abstand und Maske) unbeschwerter als sie es gerade hier in Deutschland erlebe.

Louisa mit den drei Kindern

„Oft höre ich, was jetzt in Stadt eigentlich los, wenn es Corona nicht gäbe“, berichtet Luisa von den Maßnahmen in der Stadt. „Zum Glück hat meine Gastfamilie ein kleines Haus in den Bergen.“ Da fahren sie oft am Wochenende hin um zu Entspannen und der Stadt zu entfliehen. Andere große Ausflüge und Reisen, besonders außerhalb der Region Madrids seien bis jetzt leider nicht möglich gewesen.

Aber wir wollen über Weihnachten und die Traditionen im Ausland reden. So schwenken wir hart im Thema um und lassen Corona, Corona sein.

„Die Vorweihnachtszeit in Madrid ist vor allem eins bunt und grell“, berichtet Luisa, während sie mir ein Foto von einer bunt beleuchteten Straße zeigt. Die Attendorner Weihnachtsbeleuchtung wird dagegen wirklich dezent. „Alles Blickt und flackert in allen Farben die die LEDs hergeben. Und es gibt sogar Weihnachtsbäume, natürlich aus Plastik, die mit allen möglichen Lichtern geschmückt werden.“ Der kleine Weihnachtsbau in ihrer Gastfamilie sei für deutsche Maßstäbe sogar ganz ansehnlich gewesen, doch dann habe die Gastmutter den Stecker der Lichterkette in die Steckdose gesteckt, da war es vorbei mit der besinnlichen Vorfreude. Generell fehle ihr in Madrid der besinnliche Aspekt der Adventszeit.

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Sie wolle aber nicht zu negativ klingen, denn die spanische Weihnachtszeit habe auch viele schöne Traditionen, wie beispielsweise die große Weihnachtslotterie, die viele nur beim Namen des Hauptgewinns nennen: „El Gordo“, der Dicke. Fast alle Spanier versuchen ein Los bzw. Losanteile an der Lotterie zu erwerben. Familien, Arbeitskollegen, Vereine. Überall tut man sich zusammen, da ein ganzes Los stolze 200€ kostet. Dafür winkt aber auch ein Hauptgewinn von 4 Millionen, nebst vieler kleinerer Geldgewinne. So beschenke sich so mancher Spanier schon am 22. Dezember mit einem Lotteriegewinn. „Auf die eigentlichen Weihnachtsgeschenke muss man nämlich bis zum 6. Januar, dem Fest der Heiligen Drei Könige warten“, erklärte Luisa. Dieser Tag würde, so habe man ihr berichtet, viel größer gefeiert als wir es in Deutschland gewohnt sind. In Madrid gab es in den letzten Jahren immer einen großen Festumzug für die Könige, bei dem alle in der Stadt auf den Beinen seien. Fast vergleichbar mit Karneval in Attendorn. Aber in diesem Jahr fällt auch dieser Umzug, wie vieles andere, aus. Traurig für die feierlaunigen Spanier. Was es aber gäbe, sei der „Roscón de Reyes“, der Königskranz. Ein Hefekranz, den es nur zum Fest der Heiligen Drei Könige gibt. „Der Kranz ist traditionelle mit einer kleinen Porzellanfigur und einer trockenen Bohne gefühlt. Wer die Bohne findet muss den Kuchen für alle bezahlen. Wer aber das Glück hat, die Porzellanfigur in seinem Stück zu haben, der wird zum König gekrönt.“ Den Kranz gäbe es aber auch schon die ganze Weihnachtszeit bei den Bäckern in verschiedenen Variationen zu kaufen. Sehr praktisch, da die Madrider in der Regel ihren Kuchen beim Bäcker kaufen. Selber zu backen, sei nicht wirklich verbreitet. Ein Grund dafür, dass sich die Kinder in Luisas Gastfamilien immer darauf freuen, wenn sie mit den ihnen deutsche Backrezepte ausprobiert.

backen

Auf die Frage was sie sonst noch so mit den Kindern mache und wie ihr Tagesablauf überhaupt aussehen, muss Luisa mit einem Schmunzeln antworten. Wenn sie ehrlich sei, fange der „Arbeitstag“ in den Familien erst nachmittags gegen 16 Uhr an, wenn sie zusammen mit der Gastmutter die Kinder von der Schule bzw. dem Kindergarten abholt. Anschließend kümmert sie sich um die Zwillinge, spielt mit ihnen und versucht ihnen die deutsche Sprache beizubringen. Ihr Gasteltern seien zwar beide Spanier, aber ihnen sei es, wie vielen spanischen Eltern, wichtig, dass die Kinder bilingual aufwachsen. Das erhöhe später die Chance im Berufsleben und eröffne auch die Möglichkeit innerhalb der EU einen guten Job zu erhalten. Nicht sehr unwichtig in einem Land, in dem eine hohe Jugendarbeitslosigkeit herrscht. Besonders in Madrid gibt es ein großes Angebot an privaten Schulen mit einem besonderen Schwerpunkt im Bereich der Sprachen. Luisas Gastmutter war in ihrer Jugend für ein Jahr in Deutschland und spricht aus sehr gut Deutsch, daher sei es der Familie besonders wichtig, dass die Kinder auch gut Deutsch sprechen und die Kultur kennen lernen. Das klappe bei den Kindern sogar ganz gut, besonders bei den kleinen Zwillingen, findet Luisa. Die größere Schwester geht sogar auf eine deutsche Schule und sei gerade sehr froh mit Luisa eine kompetente Übersetzerin zu haben.

Bilder des Schneechaos in Madrit im Januar 2021

Für Luisa eine tolle Situation, den so kann sie auch ihr Au-pair Jahr zweisprachig gestalten und kann sich notfalls auch mit Deutsch gut verständigen. Damit aber auch ihr Spanisch, das sie vorher schon während ihrer Schulzeit auf dem Ursulagymnasium gelernt hat, besser wird, besucht sie vormittags eine Sprachschule in der Stadt. Die meisten Schüler dort seine auch deutsche Au-pairs, denn durch die Reisebeschränkungen fehlen zurzeit viele Jugendliche aus anderen Ländern, besonders aus Amerika.

Zum Schluss wollen wir aber noch wissen, ob es in Spanien etwas gibt, dass für sie sehr ungewöhnlich ist bzw. auf das sie sich einstellen musste. Neben dem spartanischen Frühstück sei es auf jeden Fall die südländische Spontanität und Zeitvorstellung. „Wenn ich Freitagsmittag frage, was wir den am Wochenende unternehmen, bekommen ich oft zu Antwort: ‚Luisa, woher soll ich das denn Wissen, wir haben doch erst Freitag!‘“. Die Spanier leben halt alle sehr spontan und auch mit der Pünktlichkeit hielten es die Spanier nicht so streng. „Das ist aber auch ein gutes Lernfeld, um selber mal etwas mehr Gelassenheit zu üben“, resümiert Luisa.

Ein gutes Schlusswort, den nach zwei Stunden Gespräch muss sie nun doch wieder weiter. Wir verabreden uns zu einem weiteren Gespräch vor Ostern, dann hoffentlich für einen Podcast zum Mithören, wie auch dieses Gespräch geplant war. Themen im gibt es sicherlich noch genug und natürlich wollen wir dann auch wissen, ob es auch in Madrid einen echten Ostersemmel gibt und wie Luisa den ihrer Gastfamilie erklärt.

gemeinsames Spielen und Kochen - Leben in Madrit

Schnee im Januar 2021